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LabTrain

Hintergrund

Das LabTrain Team des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
Das LabTrain Team des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)

Qualitativ minderwertige und gefälschte Arzneimittel stellen eine erhebliche Bedrohung für die individuelle und öffentliche Gesundheit dar. Dies kann unter anderem auf fehlerhafte Kennzeichnung, potenziell toxische oder falsche Wirkstoffe sowie einen inakzeptabel hohen Grad an Verunreinigungen zurück­zuführen sein. Vor allem Antiinfektiva von schlechter Qualität geben global Anlass zur Sorge, da sie zur Entstehung antimikrobieller Resistenzen beitragen und damit Behandlungen wirkungslos oder sogar gesundheits­schädlich werden lassen können.

Qualitätskontrolllabore (Quality Control Laboratories, QCLs) haben eine entscheidende Funktion bei der Identifizierung minderwertiger und gefälschter Arznei­mittel und tragen dazu bei diese gegebenenfalls aus dem Verkehr zu ziehen sowie ihre Verbreitung zu verhindern. Sie arbeiten dabei auf der Grundlage standardisierter Arbeitsanweisungen zur Qualitätsprüfung, die in nationalen oder internationalen Arzneibüchern in der Form von Monographien festgehalten sind.

Ziel

Das Projekt GHPP LabTrain knüpft an das erfolgreich durchgeführte Projekt GHPP DQA (2016-22) an und verfolgt einen umfassenden Ansatz zur Stärkung der Laborfähigkeiten von QCLs in den westafrikanischen Partnerländern Ghana, Liberia, Sierra Leone und Gambia. Ziel ist es, die Laborstruktur der Partnerlabore zu verbessern, Qualitäts­management­systeme auf- und auszubauen, Laborpersonal fortzubilden sowie relevante Qualitäts­sicherungs­protokolle zu entwickeln und zu optimieren.

Weiter unterstützt LabTrain die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Aktualisierung und Entwicklung von Monographien für das Internationale Arzneibuch (International Pharmacopoeia, Ph.Int.). In Zusammenarbeit mit Partnern auf internationaler und lokaler Ebene stärkt LabTrain so die Kapazitäten des Personals nationaler Arzneimittel­behörden und Qualitäts­kontrolllabore, die für Arzneimittel­qualitäts­kontrollen in den Partnerländern verantwortlich sind.

Projektsäulen

Strukturbildung

LabTrain verfolgt einen umfassenden Ansatz zur Stärkung der Laborfähigkeiten von Arzneimittelkontrolllaboren (Quality Control Laboratories, QCLs) in den westafrikanischen Partnerländern Ghana, Liberia, Sierra Leone und Gambia mit dem Ziel, sowohl die Laborinfrastruktur als auch die zur Anwendung kommenden Qualitäts­management­systeme zu verbessern. Die Arzneimittel­behörden werden somit in die Lage versetzt, ihren Überwachungs­aufgaben effektiver nachkommen zu können, um sicherzustellen, dass die in ihren Ländern vertriebenen Medikamente den erforderlichen Qualitätsstandards entsprechen.

  1. Ganzheitliche Bedarfsanalyse: Ein Bewertungsprozess in Zusammenarbeit mit den nationalen Regulierungs­behörden soll sicherstellen, dass sämtliche wichtigen Aspekte des Kapazitätsaufbaus für die Qualitätskontroll­labore umfassend betrachtet werden. Dazu gehören die Infrastruktur, die Verfügbarkeit von Personalressourcen, die benötigte Ausrüstung/Ausstattung, die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie aktuelle Herausforderungen.
  2. Maßgeschneiderte Kapazitätsaufbauprogramme: Auf den Ergebnissen der Bedarfsanalyse aufbauend werden maßgeschneiderte, auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Landes zugeschnittene Struktur­entwicklungs­programme erarbeitet. Diese Programme sollen die individuellen Herausforderungen und Prioritäten jedes Labors adressieren und die Wirksamkeit der Kapazitäts­aufbau­bemühungen maximieren.
  3. Basic Training für QCLs: Komplementär zu den Kapazitäts­aufbau­programmen richtet sich eine angebotene Grundlagen­schulung (Basic Training) an die Mitarbeiter der nationalen Arzneimittelbehörden der LabTrain-Partnerländer, deren QCLs sich im Aufbau befinden oder Unterstützung bei der Weiter­entwicklung ihrer Kapazitäten benötigen. Es deckt alle grundlegenden Kenntnisse zur Durchführung essentieller pharmazeutischer Analysemethoden sowie die Wartung und Qualifizierung von Labor­instrumenten ab. Darüber hinaus werden relevante WHO-Leitlinien und die ISO/IEC 17025:2005-Norm berücksichtigt/vermittelt. Die Schulung erfolgt für Mitarbeiter der Arzneimittel­behörden in Gambia, Liberia und Sierra Leone und wird von der Food and Drugs Authority (FDA) Ghana durchgeführt.
  4. Länderübergreifende Zusammenarbeit: Förderung der Zusammenarbeit zwischen Ländern in Westafrika, um vorhandenes Wissen und Ressourcen zu nutzen. Dies kann Peer-Learning fördern und den Austausch bewährter Verfahren erleichtern, was letztendlich die Gesamtkapazität von QCLs in der Region stärkt.

Training

LabTrain zielt darauf ab, die Personalkapazitäten afrikanischer, nationaler pharmazeutischer Qualitätskontrolllabore (NPQCLs) zu verbessern, indem strukturierte Schulungsprogramme angeboten werden, die auf deren individuelle Bedürfnisse und Entwicklungsstufen zugeschnitten sind. Die Zielgruppen umfassen die vier westafrikanischen Partnerländer in der aktuellen Förderphase sowie die Alumni aus dem vorherigen GHPP DQA-Projekt.

  1. DQALab Trainings für Alumni: Alumni des GHPP-Phase-1-Projekts „GHPP DQA“, die bislang nur virtuelle Schulungen erhalten haben, wird die Möglichkeit gegeben, an einem vierwöchigen Praxistraining am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und am Institut für pharmazeutische und angewandte Analytik (InphA) teilzunehmen. Das Training konzentriert sich auf praktische Aspekte wie die Validierung analytischer Methoden, die Vermittlung moderner spektrometrischer Verfahren zur Identifizierung minderwertiger Arzneimittel sowie die Verwaltung und Handhabung von Chemikalien und Referenz- und Labormaterialien.
  2. Basic Training für QCLs: Komplementär zu den Kapazitätsaufbauprogrammen der Strukturbildung richtet sich ein entwickeltes Basic Training an Mitarbeiter der nationalen Arzneimittelbehörden in Gambia, Liberia und Sierra Leone, die dabei sind, QCLs aufzubauen und weiterzuentwickeln. Das Training wird von der Partnerbehörde „Food and Drugs Authority“ (FDA) Ghana durchgeführt und deckt alle grundlegenden Kenntnisse zur Durchführung essentieller pharmazeutischer Analysenmethoden, der Wartung und Qualifizierung von Laborinstrumenten sowie relevante WHO-Leitlinien und die ISO/IEC 17025:2005-Norm ab.
  3. Advanced Trainings für etablierte QCLs: Diese Trainingsmodule richten sich an Partnerländer, die bereits etablierte QCLs haben, und bieten diesen spezifische Schulungen zu fortgeschrittenen Themen. Die Schulungen zielen darauf ab, die Produktivität der Labore langfristig zu verbessern oder aktuelle Herausforderungen besser zu bewältigen. Die Auswahl der Themen erfolgt in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden QCLs und Alumni des GHPP-Phase-1-Projekts.
  4. Entwicklung von virtuellen Fortbildungen: Im Laufe des Projekts werden virtuelle Fortbildungen entwickelt, die sich auf die Bedürfnisse leitender QCL-Mitarbeiter konzentrieren und spezifische Themen wie beispielsweise das Risikomanagement oder die Berechnung der Messunsicherheit in analytischen Verfahren behandeln.

Durch diese Trainingsprogramme wird angestrebt, die Qualitätssicherung in den QCLs zu verbessern, das nötige Fachwissen für den Aufbau und den Betrieb von Laboren zu vermitteln und den Einsatz moderner Technologien zu fördern, um die Überwachung von Arzneimitteln zu verbessern.

Monographiearbeit

Das Projekt GHPP LabTrain unterstützt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Aktualisierung und Entwicklung von Monographien für das Internationale Arzneibuch (Ph.Int.) sowie unterschiedlichen Qualitäts­richtlinien. Die Mitarbeit des Projektes trägt dazu bei, dass Qualitätskontroll­labore (QCLs) weltweit in der Lage sind, korrekte Analyseverfahren durchzuführen und die Qualität auf dem Markt befindlicher Arzneimittel ordnungsgemäß nach internationalen Standards zu bewerten. Dadurch können potenziell gefährliche oder minderwertige Produkte erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden, bevor sie Patienten erreichen.

  1. Monographien für Antiinfektiva

    Das Ph.Int. dient als offizielle Quelle für Standardanalysemethoden und Spezifikationen für Arznei­mittel zu jedem Zeitpunkt ihrer Haltbarkeitsdauer. Monographien existieren für eine Vielzahl pharmazeutischer Wirkstoffe (Active Pharmaceutical Ingredient, API) und Fertig­produkte (Finished Pharmaceutical Product, FPP). Diese frei zugänglichen Standards fungieren als Leitlinie für pharmazeutische Qualitätskontrolllabore oder können von WHO-Mitgliedstaaten als nationale Standards übernommen werden. Besonderes Augenmerk wird auf Arzneimittel gelegt, die auf der WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel („essential medicines“) aufgeführt oder für die Gesundheitsprogramme der WHO von hervorgehobener Bedeutung sind, da andere Arzneibücher möglicherweise keine Testspezifikationen zu diesen enthalten.

    Im Projekt werden experimentelle Untersuchungen zur Entwicklung und Validierung geeigneter Analysemethoden für bestimmte Antiinfektiva durchgeführt. Darüber hinaus werden anhand der gewonnenen Erkenntnisse Qualitätsanforderungen für diese Arzneimittel festgelegt. Das Projekt legt den Schwerpunkt dabei auf pharmazeutische Produkte, die in einigen einkommens­schwachen Ländern eine wichtige Rolle spielen, um das Gesundheitssystem aufrechtzuhalten. Für diese Arzneimittel sind Monographien entweder noch nicht vorhanden oder veraltet.

  2. Arzneibuchstandards für Hilfsstoffe in mRNA-Impfstoffen

    Die neuartigen mRNA-Impfstoffe nehmen insbesondere in den globalen Anstrengungen zur Bekämpfung von COVID-19 eine tragende Rolle ein. Dabei ist es von herausragendem Interesse, die Qualität und Sicherheit dieser Impfstoffe sicherzustellen. Robuste und standardisierte Analysemethoden und international harmonisierte Spezifikationen sind von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass auch verwendete Hilfsstoffe den erforderlichen Qualitätsstandards entsprechen. Dies reduziert nicht nur das Risiko von Verunreinigungen oder anderweitigen Qualitäts­problemen und trägt somit zur Sicherheit der Impfstoffe bei, sondern ermöglicht auch eine bessere Kontrolle von Herstellungs­prozessen und des Arzneimittel­marktes.

    Um diese wichtige Aufgabe zu unterstützen, werden innerhalb des LabTrain-Projekts Monographien für Hilfsstoffe entwickelt, die in mRNA-Impfstoffen zum Einsatz kommen. Die Entwicklung dieser Monographien ist ein wichtiger Schritt, um die Qualität und Sicherheit von mRNA-Impfstoffen weltweit sicherzustellen. Dies ist auch bei der Etablierung neuer Produktions­stätten in Regionen wie Afrika von Bedeutung. Durch den Aufbau von Produktions­stätten und die Sicherstellung hochwertiger Hilfsstoffe können die lokale Her- und Bereitstellung von Impfstoffen erreicht und die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit in bislang benachteiligten Regionen verbessert werden.

Berichte

Publikationen

Das GHPP LabTrain-Projekt unterstützt die WHO bei der Aktualisierung und Erweiterung des Internationalen Arzneibuches (Ph.Int.) durch die Erarbeitung neuer Monographien und die Validierung und Revision vorgeschlagener Methoden und Guidelines.

Monographien

Für das Internationale Arzneibuch werden am BfArM Monographien zu den Wirkstoffen Miltefosin, Paromomycin und Natriumstibogluconat sowie deren spezifischen Darreichungsformen erarbeitet.

  1. Miltefosin
    Monographieentwurf zum Wirkstoff Miltefosin:
    https://cdn.who.int/media/docs/default-source/essential-medicines/norms-and-standards/miltefosine-qas21-908.pdf?sfvrsn=e73d6add_2
    Monographieentwurf zu Miltefosin-Kapseln:
    https://cdn.who.int/media/docs/default-source/essential-medicines/norms-and-standards/miltefosinecapsules-qas21-887.pdf?sfvrsn=a537cf91_2
  2. Natriumstibogluconat und Natriumstibogluconat-Injektion
    Die ersten Entwürfe wurden auf der virtuellen WHO-Sitzung „Consultation on Quality Control and Pharmacopoeial Specifications of Medicines“ im Mai 2024 vorgestellt.
  3. Paramomycin
    In Bearbeitung.

Guidelines

Die WHO ist in der Entwicklung neuer Methoden und Guidelines auf die Unterstützung von Partnerinstitutionen zur Validierung und Revision angewiesen. Aktuell liegt dem BfArM ein Entwurf zu Testverfahren für Ethylenglykol und Diethylenglykol (EG/DEG) in Fertigarzneimitteln vor.

  1. EG/DEG
    Aufgrund vermehrt gemeldeter Verunreinigungen von Arzneimittel mit den giftigen Stoffen EG und DEG, bei denen besonders Kinder betroffen waren und es zu Todesfällen kam, entwickelte die WHO eine Methode zum Test auf EG/DEG in flüssigen Zubereitungen zur oralen Anwendung.
    https://cdn.who.int/media/docs/default-source/medicines/norms-and-standards/current-projects/2023-07-27-deg-eg-inliquidoraldosageforms-qas22-293rev1-forpublicconsultation.pdf?sfvrsn=df629297_1

    LabTrain und das Arzneibuchlabor des BfArM haben diesen mehrstufigen Ansatz bewertet und der WHO Verbesserungsvorschläge unterbreitet.

Projekte

Die WHO initiiert und koordiniert Projekte zu relevanten Fragestellungen der globalen öffentlichen Gesundheit. Die praktische Bearbeitung zentraler Aspekte wird von Partnerinstitutionen, wie dem BfArM, durchgeführt.

  1. WHO Biowaiver Projekt
    Im Rahmen des WHO Biowaiver Projektes (aktuell Cycle VI) soll die Möglichkeit geschaffen werden, Bioäquivalenzstudien in Arzneimittelzulassungsanträgen durch standardisierte Freisetzungstests zu ersetzen. Hierzu werden Wirkstoffe anhand von Löslichkeitsstudien in das Biopharmazeutische Klassifizierungssystem (BCS) eingeordnet.
    https://cdn.who.int/media/docs/default-source/medicines/norms-and-standards/current-projects/qas23_936_who-biowaiverproject.pdf?sfvrsn=d62e2485_1

Kontakt

Dr. Yvonne Urbach (Projektleitung) / Prof. Dr. Britta Hänisch (Projektleitung)
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3
53175 Bonn, Deutschland

ghpp.labtrain@bfarm.de