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Zydelig®: Zur Behandlung von chronischer lymphatischer Leukämie und follikulärem Lymphom

Wirkstoff: Idelalisib

15.07.2016 - Empfehlungen des PRAC

Der PRAC schließt die Überprüfung von Zydelig® ab und gibt aktualisierte Empfehlungen für den Gebrauch:

Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) hat seine Überprüfung im Risikobewertungsverfahren zu Zydelig® (Idelalisib) beendet und bestätigt, dass der Nutzen des Arzneimittels die Risiken bei der Behandlung zweier Arten von Blutkrebserkrankungen, der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) und des follikulären Lymphoms, übersteigt. Darüber hinaus bestätigte der PRAC, dass ein Risiko für schwerwiegende Infektionen durch die Therapie mit Zydelig®, einschließlich Lungenentzündung hervorgerufen durch Pneumocystis jirovecii, besteht, und hat seine zu Beginn der Überprüfung gegebenen Empfehlungen zum Management dieses Risikos aktualisiert.

Das Risikobewertungsverfahren wurde eingeleitet nachdem eine erhöhte Rate von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit Infektionen, wie beispielsweise Lungenentzündungen, beobachtet wurde. Die erhöhten Raten an schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen wurden bei Patienten in drei klinischen Studien festgestellt, die entweder Zydelig® oder Placebo (eine Scheinbehandlung) zusätzlich zu anderen Krebsarzneimitteln erhalten hatten. Obwohl das Arzneimittel in diesen Studien außerhalb der zugelassenen Indikationen eingesetzt wurde, wird die Gefahr schwerwiegender Infektionen ebenfalls als relevant für den zugelassenen Gebrauch des Arzneimittels betrachtet. Der PRAC empfiehlt daher, dass allen mit Zydelig® behandelten Patienten Antibiotika gegeben werden sollten, um eine Lungenentzündung hervorgerufen durch Pneumocystis jirovecii während und für die Zeit von bis zu 2 bis 6 Monaten nach Beendigung der Behandlung zu verhindern.

Darüber hinaus sollten Patienten auf Anzeichen einer Infektion überwacht und regelmäßige Bluttests durchgeführt werden um die Zahl der weißen Blutkörperchen zu bestimmen, da niedrige Werte die Infektionsgefahr vergrößern können. Zydelig® sollte ebenfalls nicht bei Patienten mit einer generalisierten Infektion eingesetzt werden.

Zum Start des Verfahrens hatte der PRAC als Vorsichtsmaßnahme empfohlen auf den Beginn einer Therapie mit Zydelig® bei neuen bisher unbehandelten CLL Patienten zu verzichten, die eine bestimmte genetische Mutation (17p Deletion oder Tp53 Mutation) tragen. Der PRAC empfiehlt jetzt, dass Zydelig® wieder bei diesen zuvor unbehandelten Patienten eingesetzt werden kann, vorausgesetzt, dass sie keine alternative Behandlung erhalten können, und dass den Maßnahmen zur Infektionsvermeidung gefolgt wird.

Die Empfehlungen des PRAC werden jetzt dem Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA als fachliche Grundlage für seine Begutachtung dienen. Im Anschluss wird die Europäische Kommission eine rechtlich bindende Entscheidung für alle EU-Mitgliedstaten treffen.

21.03.2016 - Vorläufige Empfehlungen des PRAC

Das BfArM informiert über vorläufige Empfehlungen des Ausschusses für Risikobewertung in der Pharmakovigilanz (PRAC) für Ärzte und Patienten um die Anwendung des Arzneimittels Zydelig® so sicher wie möglich zu gestalten.

Zydelig® ist in der EU zur Behandlung der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) und des follikulären Lymphoms zugelassen.

Der PRAC empfiehlt für alle mit Zydelig® behandelten Patienten die gleichzeitige Gabe von Antibiotika, um eine besondere Art der Lungenentzündung, verursacht durch Pneumocystis jirovecii, zu vermeiden. Patienten sollten im Hinblick auf das Auftreten von Infektionen überwacht und die Leukozytenzahl kontrolliert werden, weil niedrige Werte (Neutropenie) das Risiko einer Infektion erhöhen können. Eine Zydelig®-Anwendung sollte nicht bei Patienten mit einer generalisierten Infektion begonnen werden. Es sollte auch nicht bei zuvor unbehandelten Patienten mit CLL, deren Krebszellen bestimmte genetische Mutationen (17p-Aberation oder TP53-Mutation) aufweisen, eingesetzt werden.

Der PRAC sieht diese vorläufigen Empfehlungen als Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der Patienten während des laufenden Bewertungsverfahrens an.

Das Risikobewertungsverfahren wurde aufgrund von Beobachtungen in drei klinischen Studien ausgelöst in denen bei Patienten, die Zydelig® einnahmen, im Vergleich zu jenen, die Placebo erhielten, eine erhöhte Rate an Meldungen zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen beobachtet wurde. Die schwerwiegenden Ereignisse umfassten auch tödliche Verläufe im Zusammenhang mit den aufgetretenen Infektionen, wie z.B. Lungenentzündung. Die klinischen Prüfungen, die zwischenzeitlich gestoppt worden sind, umfassten Patienten mit CLL und indolentem Non-Hodgkin-Lymphom. Allerdings entsprach die Anwendung des Arzneimittels in diesen Studien nicht den derzeit gültigen Zulassungsbedingungen von Zydelig®.

Das medizinische Fachpersonal wird schriftlich mit einem „Rote-Hand-Brief“ über die vorsorglichen Maßnahmen informiert werden. Sobald das Bewertungsverfahren abgeschlossen ist, werden Patienten und Ärzte weitere Informationen erhalten.

Informationen für Patienten:

In klinischen Studien mit Zydelig® sind Meldungen schwerwiegender Nebenwirkungen aufgetreten. Um sicher zu stellen, dass das Arzneimittel so sicher wie möglich angewendet wird, werden folgende Anwendungshinweise gegeben:

  • Wenn Sie Zydelig® einnehmen werden Sie Antibiotika erhalten, um eine besondere Form der Lungenentzündung (Pneumocystis jirovecii-Pneumonie) zu vermeiden und auf Anzeichen von Infektionen untersucht werden. Sie sollten Ihren Arzt unverzüglichen kontaktieren, sobald Sie an sich Fieber, Husten oder Atembeschwerden bemerken.
  • Ihr Arzt wird regelmäßig die Blutwerte überprüfen, um das Risiko einer Infektion oder Neutropenie (niedrige Werte weißer Blutkörperchen, was Sie für eine Infektion anfälliger macht) zu minimieren. Im Falle einer Neutropenie wird Ihr Arzt möglicherweise die Behandlung mit Zydelig® beenden.
  • Bei neuen Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) wird keine Behandlung mehr mit Zydelig® begonnen, wenn Sie keine vorherige Behandlung gegen ihren Krebs erhalten haben. Bereits in Behandlung befindliche Patienten können die Behandlung unter ärztlicher Aufsicht fortführen.
  • Sie sollten Ihre Behandlung nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt abbrechen. Nehmen Sie Zydelig® ein, sollten Sie sich bei allen Fragen und Bedenken zu ihrer Behandlung an ihren Arzt oder Apotheker wenden.
  • Weitere Informationen zu Zydelig® werden, soweit erforderlich, zur Verfügung gestellt werden.

Informationen für medizinische Fachkreise:

  • Über eine erhöhte Anzahl schwerwiegender Nebenwirkungsmeldungen, einschließlich des Todes von Patienten, ist in drei klinischen Studien in dem Behandlungsarm berichtet worden, der den Zusatz von Zydelig® zur Standardtherapie in der Erstlinientherapie der CLL und rezidivierendem indolentem Non-Hodgkin-Lymphom bewertete. Die meisten Todesfälle traten in Zusammenhang mit Infektionen, wie mit Pneumocystis jirovecii und mit dem Zytomegalievirus auf. Zusätzliche Todesfälle betrafen meistens respiratorische Ereignisse.
  • Die Studien zur Behandlung vom Non-Hodgkin-Lymphom bezogen Patienten mit Krankheitsbildern ein, die nicht dem der gegenwärtig zugelassenen Indikation entsprechen und untersuchten eine nicht zugelassene Kombination von Arzneimitteln. Die klinische Prüfung zu CLL bezog Patienten ohne vorherige Therapie ein, von denen einige 17p-Aberation oder TP53-Mutation aufwiesen. Allerdings ist auch hier eine nicht zugelassene Kombination von Arzneimitteln untersucht worden.
  • Vor dem Hintergrund des aktuellen Bewertungsverfahrens sollte Zydelig® vorsorglich nicht bei Patienten mit 17p-Aberation oder TP53-Mutation in der Erstlinientherapie von CLL angewandt werden. Ärzte sollten für jeden Patienten, der Zydelig® in der Erstlinienbehandlung von CLL erhält, individuell über die weitere Anwendung entscheiden und diese nur dann befürworten, wenn der Nutzen das Risiko überwiegt.
  • Zydelig® kann weiterhin nur in Kombination mit Rituximab bei CLL Patienten angewendet werden, die zumindest eine vorherige Therapie erhalten haben. Als Monopräparat darf es nur dann bei Patienten mit follikulärem Lymphom angewandt werden, wenn zuvor zumindest zwei Behandlungsansätze erfolglos blieben.
  • Patienten sollten über das Risiko des Auftretens schwerwiegender Infektion unter Zydelig® informiert werden. Zydelig® darf nicht bei Patienten angewandt werden, bei denen Anzeichen jeglicher Art auf eine bestehende systemische Infektion hinweisen.
  • Alle Patienten sollten während der Behandlung mit Zydelig® eine Prophylaxe gegen Pneumocystis jirovecii erhalten und auf Atemwegsymptome überwacht werden. Zusätzlich wird eine regelmäßige klinische Untersuchung und Überwachung des Blutbilds bezüglich einer Zytomegalie empfohlen.
  • Patienten sollten auch regelmäßig auf ihre Blutwerte untersucht werden um eine Neutropenie zu erkennen. Für den Fall einer mäßigen bzw. schweren Neutropenie ist eine Unterbrechung der Therapie in Erwägung zu ziehen (entsprechend der aktualisierten Fachinformation).
  • Weitere Details dieser vorsorglichen Maßnahmen werden in Übereinstimmung mit den aktualisierten Produktinformationen schriftlich als „Rote-Hand-Brief“ an das medizinische Fachpersonal erfolgen.
  • Weitere Informationen zum Zydelig® betreffenden Bewertungsverfahren werden, soweit erforderlich, zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen zu dem Arzneimittel

In der EU ist Zydelig® zur Behandlung folgender Krankheiten zugelassen:

  • Chronische lymphatische Leukämie bei Patienten, die schon eine vorherige Chemotherapie erhalten haben als auch Patienten, die noch unbehandelt sind und deren Krebszellen gewisse genetische Mutationen aufweisen. Die Verabreichung erfolgt in Kombination mit Rituximab.
  • Eine Art des Non-Hodgkin-Lymphoms, das sich follikuläres Lymphom nennt; hier wird es als Monopräparat angewendet.

Mehr zum Verfahren:

Das Bewertungsverfahren nach Artikel 20 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 wurde durch die Europäische Kommission initiiert und wird vom Ausschuss für Risikobewertung (PRAC) durchgeführt werden, dessen Empfehlung dem Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) als fachliche Grundlage seiner Begutachtung dienen wird. Im Anschluss wird die Europäische Kommission eine rechtlich bindende Entscheidung für alle EU-Mitgliedstaten treffen.

15.03.2016 - Start des Verfahrens

Das BfArM informiert über die Einleitung eines europäischen Risikobewertungsverfahrens zu Zydelig®, das in der EU zur Behandlung zweier Arten von seltenen Blutkrebserkrankungen, der chronischen lymphatischen Leukämie und des follikulären Lymphoms (häufigste Form des sogenannten Non-Hodgkin Lymphoms) zugelassen ist.

Das Risikobewertungsverfahren wurde ausgelöst, da in drei klinischen Studien erhöhte Zahlen von schweren unerwünschten Ereignissen, einschließlich Todesfällen, zumeist aufgrund von Infektionen beobachtet wurden. Die Studien untersuchten Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie und indolentem Non-Hodgkin-Lymphom. Allerdings wurde Zydelig® in der Studie bei chronisch lymphatischer Leukämie in bisher nicht zugelassenen Kombinationen mit anderen Arzneimitteln untersucht und die Studien bei Non-Hodgkin-Lymphom schlossen Patienten mit Krankheitscharakteristika ein, die sich von den derzeit zugelassenen Indikationen unterscheiden.

Alle Prüfer von Studien, die Zydelig® beinhalten, werden zurzeit über das weitere Vorgehen bezüglich der Durchführung der laufenden Studien informiert.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) wird mit ihren wissenschaftlichen Ausschüssen nun alle Daten aus diesen Studien bewerten, um festzustellen, ob die Ergebnisse Auswirkungen auf die zugelassenen Anwendungsgebiete von Zydelig® haben. Patienten, die eine Behandlung mit Zydelig® beginnen oder schon begonnen haben, müssen sorgfältig auf Anzeichen von Infektionen überwacht werden. Hat sich Zydelig® als gut verträglich erwiesen, sollte die Behandlung nicht abgebrochen werden.

Die EMA prüft, ob weitere unverzügliche Maßnahmen getroffen werden müssen, während das Bewertungsverfahren durchgeführt wird. Die Agentur wird bei Bedarf weitere Informationen für Patienten und Ärzte zur Verfügung stellen.

Patienten sollten sich bei Fragen zu ihrer Behandlung an ihren Arzt wenden.

Weitere Informationen zu dem Arzneimittel

In der EU ist Zydelig® zur Behandlung folgender Krankheiten zugelassen:

  • Chronische lymphatische Leukämie bei Patienten, die schon eine vorherige Therapie erhalten haben sowie Patienten, die noch unbehandelt sind und deren Krebszellen bestimmte genetische Mutationen aufweisen. Die Anwendung erfolgt in Kombination mit Rituximab.
  • Eine Art des Non-Hodgkin-Lymphoms, die sich follikuläres Lymphom nennt; hier wird es als Monopräparat angewendet.

Mehr zum Verfahren:

Das Bewertungsverfahren nach Artikel 20 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 wurde durch die Europäische Kommission initiiert und wird vom Ausschuss für Risikobewertung (PRAC) durchgeführt, dessen Empfehlung dem Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) als fachliche Grundlage seiner Stellungnahme dienen wird. Im Anschluss wird die Europäische Kommission eine rechtlich bindende Entscheidung für alle EU-Mitgliedstaten treffen.

Weitere Informationen

Pressemitteilung der EMA vom 11.03.2016

Details zu dem Verfahren können unter folgendem Link bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) abgerufen werden:

EMA recommends new safety measures for Zydelig

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