Informationen des BfArM zur eingeschränkten Verfügbarkeit von Antibiotika - insbesondere für Kinder (Stand: 09.11.2023)
09.11.2023
Seit Herbst 2022 werden im BfArM Lieferengpass Online Portal vermehrt Meldungen zur Nichtverfügbarkeit verschiedener Antibiotika eingereicht. Diese betreffen vornehmlich sogenannte Breitspektrum Antibiotika, die bei einer Vielzahl bakterieller Infektionen zum Einsatz kommen, aber auch Penicillin V als Beta-Lactam-Antibiotikum zum Einsatz bei u.a. Streptokokken und anderen grampositiven Erregern. Gründe für die gemeldeten Lieferengpässe sind vornehmlich deutlich gestiegene Bedarfe, die nicht kompensiert werden können, da auch erhöhte Produktionskapazitäten eine flächendeckende und bedarfsgerechte Verfügbarkeit nicht gewährleisten können.
Bisher zeigten die dem BfArM zur Verfügung stehenden Marktdaten, dass es bei den angesprochenen Substanzklassen zu einer kontinuierlichen, jedoch nicht vollständig bedarfsgerechten Versorgung des Marktes gekommen ist. Die Daten bestätigen den deutlichen Anstieg beim Einsatz von Antibiotika in den vergangenen Monaten.
Im engmaschigen Austausch im europäischen Netzwerk wird deutlich, dass Einschränkungen in der Verfügbarkeit von Antibiotika, insbesondere bei Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure und Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin), sowohl in nahezu allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union als auch international festzustellen sind. Dadurch ist die Möglichkeit des Bezugs von Arzneimitteln zur Kompensation aus diesen Staaten als stark begrenzt einzuschätzen.
Die Entwicklung der Verfügbarkeit in Deutschland ist den nachfolgenden Grafiken zu entnehmen. Hierbei ist zu beachten, dass es sich um extrapolierte Wochendaten handelt, wodurch sich Abweichungen zu den tatsächlichen Daten ergeben können. Da in den dem BfArM aktuell zur Verfügung stehenden Monatsdaten, welche die vollständigen Daten umfassen, die Entwicklungen im April und Mai noch nicht enthalten sind, hat das BfArM sich dazu entschieden, trotz der möglichen Unschärfe auf die Wochendaten zurückzugreifen, um den Trend in den letzten Wochen und Monaten aufzuzeigen.



Am 16. Dezember 2022 wurde daher ein Austausch zwischen dem BfArM, dem BMG sowie Vertretungen der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften und der Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie initiiert.
Die Berichte der Fachgesellschaften legen nahe, dass in der ambulanten Versorgung, vornehmlich bei Kindern, eine angespannte Versorgungssituation mit den Wirkstoffen Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure und Penicillin V herrscht. Klinikapotheken sind nach Einschätzung der Fachgesellschaften bisher nicht von einer Unterversorgung betroffen. Da die beobachtete Infektionswelle signifikant höhere Erkrankungszahlen aufweist als in vergleichbaren vorherigen Zeiträumen, wird an die Ärzteschaft appelliert Antibiotika streng leitliniengetreu und maßvoll einzusetzen, um Versorgungslücken im laufenden Winter möglichst zu vermeiden. Eine entsprechende Empfehlung zum bevorzugten Einsatz der im Engpass befindlichen Arzneimittel wurde seitens der Fachgesellschaften erstellt. Die Empfehlung ist ebenfalls auf der Website der Fachgesellschaft einzusehen.
Zur Eindämmung des Infektionsgeschehens stehen auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums, sowie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Informationsmaterialen zur Handhabung verschiedener Infektionen sowie damit verbundener Hygienemaßnahmen zur Verfügung.
Darüber hinaus wird eine entsprechende Impfung, im Speziellen gegen Pneumokokken bei Kleinkindern, nachdrücklich empfohlen, um schwere Krankheitsverläufe bestmöglich zu unterbinden. Die Empfehlungen finden Sie auf der Seite des Robert Koch Instituts.
Das BfArM steht in engem Austausch mit der EMA sowie den betroffenen Unternehmen. Weitere Informationen zur Entwicklungen der Verfügbarkeit der Antibiotika werden auf der BfArM Website bekannt gegeben.