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Valproat: PRAC-Bewertung neuer Daten zum potenziellen Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern von mit Valproat behandelten Männern. Der Ausschuss wird die Ergebnisse einer aktuellen Studie überprüfen, die frühere Ergebnisse nicht bestätigt.

Der PRAC bewertet neue Daten aus einer aktuellen Studie1, in der mehrere Datenbanken in Dänemark herangezogen wurden, um das potenzielle Risiko von neurologischen Entwicklungsstörungen (NDD) bei Kindern von Männern zu untersuchen, die vor der Zeugung mit Valproat, Levetiracetam oder Lamotrigin behandelt wurden.

Valproat ist ein Arzneimittel zur Behandlung von Epilepsie, bipolaren Störungen und in einigen Ländern auch von Migräne.

NDD sind Entwicklungsstörungen, die in der frühen Kindheit auftreten, wie Autismus-Spektrum-Störungen, geistige Behinderung, Kommunikations-, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts- und Bewegungsstörungen.

Im Januar 2024 führten Unternehmen, die Valproat vermarkten, eine nach der Zulassung durchgeführte Sicherheitsstudie2 (post authorisation safety study, PASS) durch, bei der Daten aus mehreren Registerdatenbanken in Dänemark, Norwegen und Schweden zusammen mit anderen verfügbaren Informationen verwendet wurden. Die Bewertung der Ergebnisse veranlasste den PRAC, Vorsichtsmaßnahmen3 für die Behandlung männlicher Patienten mit valproathaltigen Arzneimitteln zu empfehlen. Zu diesem Zeitpunkt erkannte der Ausschuss zwar die Einschränkungen der PASS-Daten an, kam jedoch zu dem Schluss, dass NDD ein potenzielles Risiko für Kinder darstellen, deren Väter in den drei Monaten vor der Empfängnis mit Valproat behandelt wurden, und dass daher Informationen für Patientinnen/Patienten und Angehörige der Gesundheitsberufe erforderlich sind.

Das Ziel dieser neuen Studie unter Verwendung dänischer Datenquellen war es, die Ergebnisse der PASS-Studie zu replizieren. Die Ergebnisse dieser neuen Studie deuteten jedoch nicht auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Valproat durch den Vater und einem erhöhten Risiko für NDD beim Kind hin.

Der PRAC hat ein Signalverfahren eingeleitet, um die Unterschiede in den Ergebnissen der Studien zu verstehen und die Zulassungsinhaber von valproathaltigen Arzneimittel um weitere Informationen und Analysen zu bitten.

Die EMA wird weitere Informationen bekannt geben, sobald diese verfügbar sind.

1Christensen J et al.: Risk of Neurodevelopmental Disorders and Paternal Use of Valproate During Spermatogenesis. JAMA Network Open. 2025;8(5): e2512139. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.12139
2IQVIA: A post-authorization safety study (PASS) to evaluate the paternal exposure to valproate and the risk of neurodevelopmental disorders including autism spectrum disorders as well as congenital abnormalities in offspring - a population-based retrospective study. EU PAS number: EUPAS34201; https://catalogues.ema.europa.eu/node/3611/administrative-details
3EMA: Meeting highlights from the Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) 8-11 January 2024. 12 January 2024; www.ema.europa.eu/en/news/meeting-highlights-pharmacovigilance-risk-assessment-committee-prac-8-11-january-2024