
Neues zu onkologischen Arzneimitteln (NOA)
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Juli 2025
Hinweis: Zum Zeitpunkt der Zulassungsempfehlung liegen die therapeutischen Indikationen nur in englischer Sprache vor. Die deutsche Übersetzung der Indikationen in diesem Text wurde mithilfe von maschinellen Übersetzungsprogrammen erstellt. Erst wenn die Zulassungsempfehlung des CHMP von der Europäischen Kommission bestätigt wird, wird die offizielle deutsche Übersetzung veröffentlicht. Es ist möglich, dass die offizielle deutsche Indikation im Wortlaut leicht von der im vorliegenden Text genannten Indikation abweichen wird.
Neue zur Zulassung empfohlene Arzneimittel
Ogsiveo (Nirogacestat)
Ogsiveo (Nirogacestat) hat eine Empfehlung zur Zulassung für die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit fortschreitenden (progredienten) Desmoidtumoren erhalten, sofern eine systemische Therapie indiziert ist.
Offizielle englischsprachige Indikation:
Ogsiveo is indicated for the treatment of adult patients with progressing desmoid tumours who require systemic therapy.
Desmoidtumoren, auch als aggressive Fibromatose bezeichnet, sind seltene, per se gutartige Weichsgewebstumoren. Sie entstehen meist im Bauchraum (abdominal bzw. intraabdominal), können jedoch auch außerhalb davon auftreten, beispielsweise in der Muskulatur von Hals, Schulter, Armen oder Gesäß (sogenannte extraabdominale Desmoidtumoren). Typischerweise entwickeln sich Desmoidtumoren im Zusammenhang mit kleineren Traumata oder chirurgischen Eingriffen in der Nähe von Narbengewebe. Obwohl sie nicht metastasieren, zeichnen sie sich durch ein lokal infiltratives und oft aggressives Wachstum aus. In ungünstiger Lage – etwa in der Nähe lebenswichtiger Organe oder Gefäßstrukturen – kann dies im Einzelfall zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Der klinische Verlauf ist häufig schwer vorhersagbar. Zu den möglichen Beschwerden zählen unter anderem Schmerzen, Bewegungseinschränkungen sowie unspezifische Symptome wie Fieber. Aufgrund ihrer Seltenheit, hohen Rückfallrate (Rezidivneigung) und klinischen Variabilität stellen Desmoidtumoren eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar.
Nirogacestat ist ein oral verabreichter Inhibitor der Gamma-Sekretase, einem Enzymkomplex, der an intrazellulären Signalwegen – insbesondere dem sogenannten Notch-Signalling – beteiligt ist. Dieser Regulationsmechanismus ist bei Desmoidtumoren häufig abnorm aktiviert und fördert das Tumorwachstum. Durch die gezielte Hemmung dieser Signalkaskade kann Nirogacestat das Wachstum der Tumorzellen wirksam unterdrücken.
In der Europäischen Union (EU) ist bislang kein Arzneimittel speziell für die Behandlung progredienter Desmoidtumoren zugelassen.
Empfehlungen zur Erweiterung der therapeutischen Indikation
Cabometyx (Cabozantinib)
Für Cabometyx (Cabozantinib) wurde eine Erweiterung der Indikation empfohlen: Der Wirkstoff soll künftig auch zur Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit nicht resezierbaren oder metastasierten, gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren des extra-pankreatischen (epNET - extra-pancreatic neuroendocrine tumours) und pankreatischen Typs (pNET - pancreatic neuroendocrine tumours) eingesetzt werden können, wenn die Erkrankung nach mindestens einer vorherigen systemischen Therapie – ausgenommen Somatostatin-Analoga – progredient ist.
Offizielle englischsprachige Indikation:
Cabometyx is indicated for the treatment of adult patients with unresectable or metastatic, well differentiated extra-pancreatic (epNET) and pancreatic (pNET) neuroendocrine tumours who have progressed following at least one prior systemic therapy other than somatostatin analogues.
Cabometyx ist in der EU bereits zugelassen zur Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms, des hepatozellulären Karzinoms sowie des radiojodrefraktären, differenzierten Schilddrüsenkarzinoms.
Neuroendokrine Tumoren (NET) sind seltene Neoplasien, die von neuroendokrinen Zellen ausgehen – spezialisierten Zellen, die Eigenschaften von Nervenzellen und hormonproduzierenden Zellen vereinen. Sie treten besonders häufig im Verdauungstrakt (z. B. Magen, Dünn- und Dickdarm) sowie im Pankreas auf. NET weisen häufig eine geringe Proliferationsrate und somit ein langsames Wachstum auf. Dennoch befindet sich ein erheblicher Teil der Patientinnen und Patienten bei Diagnosestellung bereits in einem fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium. Trotz dieses Umstands ist die Langzeitprognose oft günstiger als bei anderen soliden Tumoren. Die Inzidenz der Erkrankung nimmt zu, was auf Fortschritte in der bildgebenden Diagnostik und eine gesteigerte pathologische Sensitivität zurückgeführt wird. Weitere Informationen zu dieser Erkrankung finden Sie bei der Deutschen Krebsgesellschaft.
Cabozantinib ist ein oraler Tyrosinkinaseinhibitor, der neben VEGF und MET noch verschiedene andere Proteinkinasen hemmt und so intrazelluläre Signalwege beeinflusst. Solche Signalwege sind unter anderem an Tumorwachstum, der Angiogenese (Bildung neuer Blutgefäße) und der Metastasierung beteiligt. Durch die Hemmung dieser Kinasen kann Cabozantinib zur Verlangsamung des Tumorwachstums und zur Krankheitskontrolle beitragen.
Sarclisa (Isatuximab)
Für Sarclisa (Isatuximab) wurde eine Erweiterung der Indikation empfohlen: Künftig soll der monoklonale Antikörper auch in Kombination mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason zur Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (MM) eingesetzt werden können, sofern diese für eine autologe Stammzelltransplantation infrage kommen.
Offizielle englischsprachige Indikation:
Sarclisa is indicated in combination with bortezomib, lenalidomide, and dexamethasone, for the induction treatment of adult patients with newly diagnosed multiple myeloma who are eligible for autologous stem cell transplant.
Sarclisa ist in der EU bereits zur Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom im Rahmen verschiedener Kombinationstherapien zugelassen. In Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason ist es für Personen indiziert, die mindestens zwei Vortherapien – darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor – erhalten haben und bei denen die Erkrankung während der letzten Therapie einen Fortschritt gezeigt hat. Zudem besteht eine Zulassung für die Kombination mit Carfilzomib und Dexamethason bei Patientinnen und Patienten, die bereits mindestens eine Vorbehandlung erhalten haben.
Das multiple Myelom (MM) ist eine maligne Erkrankung des lymphatischen Systems und zählt zu den Non-Hodgkin-Lymphomen. Charakteristisch ist das gleichzeitige Auftreten mehrerer Tumorherde im Knochenmark („multiple“ Myelome), was der Erkrankung ihren Namen verleiht. Es handelt sich um eine Plasmazellneoplasie, bei der sich monoklonale Plasmazellen – genetisch identische Zellen aus einer entarteten Zelllinie – im Knochenmark unkontrolliert vermehren. Diese Zellen produzieren in der Regel übermäßig viele funktionslose Immunglobulinfragmente, sogenannte Paraproteine. Die unkontrollierte Vermehrung der Myelomzellen im Knochenmark kann zur Verdrängung gesunder blutbildender Zellen im Knochenmark führen. Dies kann eine Blutarmut (Anämie), eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie), eine Immunsuppression sowie Organ- und Knochenschäden zur Folge haben. Das Multiple Myelom gehört zu den häufigsten malignen Tumoren des Knochens und Knochenmarks. Weitere Informationen zu dieser Erkrankung finden Sie bei der Deutschen Krebsgesellschaft.
Isatuximab ist ein monoklonaler Antikörper, der gezielt an das Zelloberflächenprotein CD38 bindet. CD38 ist auf Myelomzellen typischerweise stark exprimiert. Die Bindung führt zu einer gerichteten Immunantwort gegen die entarteten Zellen – unter anderem über antikörpervermittelte zelluläre Zytotoxizität und Apoptoseinduktion.
Darzalex (Daratumumab)
Für Darzalex (Daratumumab) in Form einer Injektionslösung wurde eine Erweiterung der Indikation empfohlen: Der monoklonale Antikörper soll künftig auch bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit schwelendem multiplem Myelom (smouldering multiple myeloma - SMM) eingesetzt werden können, sofern ein hohes Risiko für das Fortschreiten zu einem symptomatischen multiplen Myelom besteht. Die Indikationen für Darzalex als Konzentrat für Infusionen bleiben davon unberührt.
Offizielle englischsprachige Indikation:
Darzalex as monotherapy is indicated for the treatment of adult patients with smouldering multiple myeloma at high risk of developing multiple myeloma (see section 5.1).
Weitere, bereits zugelassene Indikationen von Darzalex (Lösung zur Injektion) in der EU umfassen die Behandlung Erwachsener mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom, rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom sowie neu diagnostizierter systemischer Leichtketten (AL)-Amyloidose.
Das schwelende multiple Myelom (SMM) stellt eine asymptomatische Vorstufe des multiplen Myeloms dar (vgl. hierzu auch den Beitrag zu Sarclisa). Es ist durch die Anwesenheit monoklonaler Plasmazellen im Knochenmark und/oder monoklonalen Proteins im Serum gekennzeichnet – jedoch ohne Endorganschäden oder das Überschreiten definierter myelomspezifischer Biomarkergrenzwerte („CRAB-Kriterien“). Anhand zytogenetischer, serologischer und histologischer Parameter lässt sich das Risiko einer Progression zu einem symptomatischen multiplen Myelom abschätzen. Weitere Informationen zu dieser Erkrankung finden Sie unter Myelom.Online.
Ähnlich wie Isatuximab (siehe Beitrag zu Sarclisa) ist Daratumumab ein monoklonaler Antikörper, der gegen das Zelloberflächenprotein CD38 gerichtet ist. CD38 ist auf entarteten Plasmazellen bei multiplem Myelom und bei der AL-Amyloidose stark exprimiert. Durch die Bindung an CD38 vermittelt Daratumumab eine Immunaktivierung, die zur gezielten Zerstörung der malignen Zellen führt.
Imbruvica (Ibrutinib)
Für Imbruvica (Ibrutinib) wurde eine Indikationserweiterung für die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit zuvor unbehandeltem Mantelzell-Lymphom (MCL) empfohlen, sofern diese für eine autologe Stammzelltransplantation (ASZT) infrage kommen. Die zugelassene Therapie umfasst die Kombination von Imbruvica mit Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednisolon (R-CHOP), verabreicht im Wechsel mit einer R-DHAP- bzw. R-DHAOx-basierten Chemotherapie ohne Imbruvica. Im Anschluss erfolgt eine Erhaltungstherapie mit Imbruvica als Monotherapie.
Offizielle englischsprachige Indikation:
Imbruvica in combination with rituximab, cyclophosphamide, doxorubicin, vincristine, and prednisolone (Imbruvica + R-CHOP) alternating with R-DHAP (or R-DHAOx) without Imbruvica, followed by Imbruvica monotherapy, is indicated for the treatment of adult patients with previously untreated mantle cell lymphoma (MCL) who would be eligible for autologous stem cell transplantation (ASCT).
Imbruvica ist in der EU bereits zugelassen zur Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem MCL, mit zuvor unbehandelter chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) sowie für Patientinnen und Patienten mit Morbus Waldenström, die mindestens eine Vorbehandlung erhalten haben oder für die eine Chemoimmuntherapie nicht geeignet ist.
Das Mantelzell-Lymphom (MCL) ist eine seltene, meist aggressiv verlaufende Form des Non-Hodgkin-Lymphoms. Es handelt sich dabei um eine maligne Erkrankung reifer B-Lymphozyten, also weißer Blutzellen des Immunsystems. Die Erkrankung tritt typischerweise bei Männern im höheren Alter auf und ist bei Diagnosestellung häufig bereits fortgeschritten, da die Erkrankung in der Anfangsphase oft symptomlos verläuft. Klinisch zeigt sich MCL durch vergrößerte Lymphknoten, jedoch kommt es rasch zu einer Ausbreitung (Dissemination), bei der neben Knochenmark und Blut auch Organe wie Milz, Leber und der Magen-Darm-Trakt betroffen sein können. Trotz therapeutischer Fortschritte gilt MCL derzeit als nicht heilbar. Weitere Informationen zu dieser Erkrankung finden Sie bei der Deutschen Krebsgesellschaft.
Ibrutinib ist ein oraler, selektiver Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase (BTK). Diese Kinase spielt eine zentrale Rolle in der Signalweiterleitung innerhalb von B-Zellen. Die Hemmung von BTK blockiert Überlebens- und Proliferationssignale, die für das Wachstum maligner B-Zellen essenziell sind. In der Folge kommt es zu einer reduzierten Lebensfähigkeit und Wanderung der entarteten Zellen, was den Krankheitsverlauf verlangsamen kann.