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Terminologien, Nomenklaturen und Klassifikationen

Die Abgrenzung von Terminologien bzw. Nomenklaturen einerseits und Klassifikationen andererseits ist nicht immer leicht, denn es sind durchaus auch Terminolgien bzw. Nomenklaturen mit klassifikatorischen Elementen denkbar.

Terminologien und Nomenklaturen

Semantik ist die Lehre von der Wortbedeutung. Die Semantik definiert Begriffe und ordnet den Begriffen Bezeichnungen zu. In Fachsprachen wird die Definition und Zuordnung von Begriffen und Bezeichnungen als Terminologie oder Nomenklatur bezeichnet.
Eine Terminologie oder Nomenklatur ist eine Sammlung, ein Katalog anerkannter Fachwörter zur Beschreibung der Einheiten, Objekte, Zustände, Prozesse usw. eines Fachgebietes. Sie muss das Fachgebiet quantitativ und qualitativ abdecken, d.h. so umfassend und so spezifisch wie möglich sein, und entsprechend dem wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt erweitert werden können.
Eine medizinische Terminologie bzw. Nomenklatur für die behandlungsorientierte medizinische Dokumentation von Diagnosen z.B. muss für jeden abgrenzbaren medizinischen, klinischen, pathologischen Zustand eine spezifische Bezeichnung enthalten.

Klassifikationen

Wissenschaftliche Erkenntnis wird nicht so sehr aus dem spezifischen Einzelfall gewonnen, sondern auf der Basis von statistischen Auswertungen, d.h. von Verallgemeinerungen: Dazu werden ähnliche Einzelfälle zu Gruppen oder Klassen zusammengefasst und Aussagen über die Gruppen gemacht. Das Interesse gilt also einer Gruppe von Fällen, nicht dem einzelnen Fall dieser Gruppe. Dabei werden die Objekte oft in einer strengen Monohierarchie vom Allgemeinen zum Besonderen gruppiert. Es gibt aber auch polyhierarchische Klassifikationen, die unter mehreren Aspekten klassifizieren.
In einer Diagnosenklassifikation werden ähnliche Krankheiten und Krankheitsbilder in Abhängigkeit von einem gruppenbildenden Merkmal zu Gruppen zusammengefasst. Dabei ist das gruppenbildende Merkmal abhängig von der Fragestellung, dem Anwendungszweck der Klassifikation; eine Einteilung in Gruppen geht aber vor allem auch von der Häufigkeit und der Bedeutung der Krankheitszustände sowie von ihrer Definierbarkeit aus. Ein entscheidendes Kriterium einer Klassifikation ist, dass z.B. im Falle einer Diagnosenklassifikation jede denkbare Krankheit einer Klasse zugeordnet werden kann. Diesem Zweck dienen sog. Restklassen wie "sonstige" oder "nicht näher bezeichnet". Dabei sollen aber so wenige Krankheiten wie möglich in diese Restklassen fallen. Diagnosen können z.B. unter dem Aspekt der Ätiologie oder der Lokalisation zu Gruppen zusammengefasst werden.

Terminologien bzw. Nomenklaturen als Voraussetzung für Klassifikationen

Medizinische Terminolgien bzw. Nomenklaturen sind wegen ihrer Spezifität und ihres Bezugs auf den Einzelfall für statistische Zwecke nicht geeignet, sie sind aber hilfreich zur Erstellung einer medizinischen Klassifikation und zur Erfassung von Krankheitszuständen: Bevor ein medizinischer Zustand klassifiziert werden kann, muss er so spezifisch wie möglich benannt werden.

Klassifikationen definieren keine Krankheiten

Die Definition und Abgrenzung von Krankheiten sind Aufgabe der medizinischen Fachgesellschaften. Bevor eine Krankheit korrekt klassiert werden kann, muss sie als eigenständiges und abgegrenztes Krankheitsbild beschrieben sein. In der ICD-10 ggf. genannte Definitionen und Krankheitsbeschreibungen dienen lediglich der näheren Erläuterung. Eine Liste der medizinischen Fachgesellschaften finden Sie auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF).

Revisionen unumgänglich

Medizinischer Fortschritt und unterschiedliche Auffassungen bezüglich der korrekten und spezifischen Bezeichnung von Krankheiten einerseits und der Zuordnung zu einer Klasse andererseits führen dazu, dass Terminologien bzw. Nomenklaturen und vor allem auch Klassifikationen einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung unterliegen. Bei internationalen Klassifikationen kommt hinzu, dass Übersetzungen aus einer z.B. englischsprachigen Originalfassung in die jeweilige Nationalsprache keine reine 1:1-Übersetzungen sein können, sondern der jeweils national gebräuchlichen Terminologie angepasst werden müssen.