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Risiken der Patientenschädigung bei der Hochfrequenz-Chirurgie

Referenz-Nr.: 0178/08

In einer ersten Arbeit im Jahr 2003 wurde vom BfArM eine Übersicht zu Vorkommnissen bei der Anwendung von HF-Chirurgietechnik dargestellt.

Die vom BfArM aufgenommenen Meldungen der Jahre 2003 bis 2007 lassen weiterhin drei Schwerpunkte erkennen, die hier Anlass für einige Empfehlungen geben.

1. Die erste markante Gruppe sind Schädigungen durch Verbrennungen unter der Neutralelektrode bei monopolarem Betrieb. Hierbei sind größtenteils einteilige Elektroden involviert, die eine technische Überwachung der Kontaktstelle durch die Geräte nicht unterstützen. Kommt es zu einer teilweisen Ablösung, verursachen hohe Stromdichten Verbrennungen, besonders in deren Randbereichen. Auf eine korrekte Vorbereitung der Klebestelle (Reinigung, Entfettung, Entfernung v. Haar, keine Restflüssigkeiten zwischen Elektrode und Haut) ist hier unbedingt zu achten. Auch infolge nicht vollständig verdunsteter Desinfektionsmittel unter der Kontaktstelle kann es zu Verätzungen oder Verbrennungen kommen. Während der OP-Zeit, auch bei Umlagerungen, sollte auf eine korrekte Haftung der Elektrode geachtet werden. Verbrennungen an geerdeten leitfähigen Teilen, mit denen der Patient in Berührung steht, können auftreten, wenn die Neutralelektrode nicht korrekt befestigt ist. Geteilte Neutralelektroden in Kombination mit entsprechenden Geräten, die den Elektrodenübergangswiderstand überwachen, können Verbrennungen unter den Kontaktstellen aufgrund von Ablösungen weitgehend verhindern.

2. Einen zweiten Schwerpunkt bilden Patientenverletzungen im Rücken- oder Steißbereich. Von den meldenden Anwendern wurden die Vorkommnisse mit dem Einsatz der HF-Technik in Verbindung gebracht, jedoch lag zum großen Teil keine derartige Kausalität vor. Gewebsnekrosen können aufgrund von operationsbedingten Faktoren verursacht werden. Ursächlich lagen folgende Sachverhalte vor:

  • Drucknekrosen nach längerer OP-Dauer, besonders beim Liegen auf Kanten von Wärmematten o. ä.
  • Verätzungen der Hautoberfläche durch Flüssigkeiten, z. B. Desinfektionsmittel, die sich während der Operation beim Patienten gesammelt haben. Da Desinfektionsmittel in den letzten Jahren aggressiver geworden sind, besteht ein erhöhtes Schädigungsrisiko
  • Entzündung von brennbaren Desinfektionsmitteln beim Auftreten von Funken

Jedoch können Verbrennungen im Gesäßbereich auch entstehen, wenn die Neutralelektrode nicht korrekt angelegt ist und die hochfrequenten Ströme über die Auflagefläche des Patienten zum OP-Tisch abfließen. Neben der Beachtung einer sicheren Elektrodenbefestigung sollte auch auf die Verwendung brennbarer Desinfektionsmittel verzichtet werden. Andernfalls ist auf eine konsequente Abtrocknung zu achten.

3. Den größten Anteil bilden Verbrennungen, Brände und Verpuffungen aufgrund des unsachgemäßen Umgangs mit der Technik, die im Operationsgebiet zu Schäden führten. Dazu zählen auch einzelne schwere Vorkommnisse in Zusammenhang mit Verpuffungen im Endobronchialraum während der Argon-Plasma-Koagulation APC. Durch die Anwender ist zu beachten, dass die Gabe von hochkonzentriertem Sauerstoff die Entzündung brennbarer Materialien, wie Kunststoffisolationen oder Stents, durch das Argon-Plasma stark fördert. Unmittelbar vor und insbesondere während der APC darf kein Sauerstoff in das Tracheobronchialsystem eingeleitet werden. Die APC und Sauerstoffbeatmung sind ggf. abwechselnd durchzuführen oder die Sauerstoffkonzentration ist zu begrenzen (z. B. < 40%). Bei der Anwendung der HF-Chirurgie im Gastrointestinaltrakt sind vor der Aktivierung die betroffenen Darmabschnitte unbedingt mit CO2--Kohlendioxid oder Argon zu spülen, um brennbare endogene Gase fortzuspülen. Zur Problematik sind in den Gebrauchsanweisungen der Systeme umfangreiche Sicherheitshinweise zu finden. Auch bei offenen chirurgischen Anwendungen spielten Entzündungen von brennbaren Desinfektionsmitteln eine Rolle.

Generell ist zu empfehlen, aktive Elektroden während der Operation nicht auf den Patienten abzulegen, unbeabsichtigte Auslösungen können zu Schäden führen. Isolationsfehler von Elektroden für die Tonsillektomie können zu Gewebenekrosen im Mundbereich führen. Derartige Fehler sind schwer zu lokalisieren, deshalb ist eine sorgfältige Prüfung der Teile nach der Aufbereitung erforderlich. Bei der Anwendung von Elektroden für arthroskopische Verfahren ist eine vorsichtige Manipulation gefordert, da die Gefahr von Elektrodenbrüchen bei starker Belastung und Kontakt mit anderem Instrumentarium besteht.

Bei etwaigen Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Abteilung Medizinprodukte
Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3
53175 Bonn

Telefon: +49 (0)228 99 307-5306 (Aktive Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika)
Telefax: +49 (0)228 99 307-5300
E-Mail: mp-vigilanz@bfarm.de

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