BfArM - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

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Dienogest 2 mg und Ethinylestradiol 0,03 mg: Anwendung bei Akne möglich, wenn bestimmte andere Behandlungen nicht wirksam sind

Wirkstoffe: Dienogest | Ethinylestradiol

05.04.2017 – Umsetzung des Durchführungsbeschlusses der EU-Kommission

Anwendung sollte auf Frauen beschränkt bleiben, die orale Kontrazeptiva verwenden

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) setzt mit Bescheid vom 5. April 2017 den entsprechenden Durchführungsbeschluss der EU-Kommission C(2017) 2057 final vom 22.3.2017 um. Damit wird das europäische Risikobewertungsverfahren nach Artikel 31 der Richtlinie 2001/83/EG zu Dienogest 2 mg und Ethinylestradiol 0,03 mg enthaltenden Arzneimitteln abgeschlossen.

02.02.2017 - Beschluss des CHMP

Die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA) hat empfohlen, dass Arzneimittel mit einer Kombination aus Dienogest 2 mg und Ethinylestradiol 0,03 mg weiter zur Behandlung einer mittelschweren Akne verwendet werden können, wenn übliche Behandlungen - wie topisch anzuwendende Behandlungen oder oral eingenommene Antibiotika - nicht wirksam sind. Jedoch sollten diese Arzneimittel, die auch als hormonale Kontrazeptiva (empfängnisverhütende Arzneimittel) zugelassen wurden, nur bei Frauen angewandt werden, die sich für eine orale Kontrazeption entschieden haben.

Nach der Bewertung der vorhandenen Daten zur Wirksamkeit der Kombination Dienogest/Ethinyestradiol in der Aknebehandlung kam der Arzneimittelausschuss der EMA (CHMP) zu dem Schluss, dass es genügend Evidenz gibt, um die Anwendung dieser Kombination bei mittelschwerer Akne zu befürworten. Bezüglich der Gefahr von Nebenwirkungen sieht der CHMP aufgrund der verfügbaren Daten keine neuen Sicherheitsbedenken. Das bekannte Risiko der venösen Thromboembolie (VTE oder Blutgerinnsel in Venen), das bei allen kombinierten hormonalen Kontrazeptiva auftreten kann, wird als niedrig eingeschätzt. Jedoch reichen die Daten zur Risikoeinschätzung der Kombination mit Dienogest/Ethinylestradiol nicht aus, um das Risiko im Verhältnis zu anderen Kontrazeptiva genau abzuschätzen. Weitere Daten werden noch erwartet.

Unter Berücksichtigung des erwiesenen Nutzens von Dienogest/Ethinylestradiol in der Aknebehandlung, des potenziellen Risikos von VTE und der Art der Erkrankung, hat der CHMP beschlossen, dass diese Kombination nur bei Patientinnen angewendet werden sollte, wenn bestimmte andere Behandlungen nicht wirksam waren und nur dann, wenn eine zusätzliche orale Kontrazeption gewünscht ist. Der CHMP hat auch empfohlen, dass Frauen von ihrem Arzt 3 bis 6 Monate nach Beginn der Behandlung und danach regelmäßig untersucht werden sollten, um die Notwendigkeit der Weiterbehandlung zu prüfen.

Informationen für Patienten

  • Arzneimittel, die Dienogest und Ethinylestradiol enthalten, sollten nur bei denjenigen Frauen mit mittelschwerer Akne angewandt werden, die sich zusätzlich für eine orale Kontrazeption entschieden haben. Sie sollten nur dann verwendet werden, wenn lokal (auf der Haut) anzuwendende Behandlungen oder oral eingenommene Antibiotika nicht wirksam waren.
  • Sie sollten sich darüber bewusst sein, dass es in Zusammenhang mit der Anwendung von Dienogest/Ethinylestradiol - wie bei anderen hormonalen Kontrazeptiva auch - ein Risiko für das Auftreten von Blutgerinnseln gibt. Obwohl dieses Risiko gering ist, sind die Daten zur Risikoeinschätzung von Dienogest/Ethinylestradiol noch unzureichend, um das Risiko im Vergleich zu anderen Kontrazeptiva genau abzuschätzen.
  • Wenn Sie Dienogest/Ethinylestradiol einnehmen, sollten Sie auf Anzeichen und Symptome von Blutgerinnsel in den Venen achten. Diese können starke Schmerzen oder Schwellungen der Beine, plötzlich auftretende unerklärbare Luftnot, schnelle Atmung oder Husten, Brustschmerzen, Schwäche oder Taubheitsgefühle des Gesichtes, der Arme oder Beine umfassen. Wenn Sie einige dieser Anzeichen und Symptome entwickeln, sollten Sie sofort medizinischen Rat suchen.
  • Ihre Akne wird sich gewöhnlich nach 3- bis 6-monatiger Behandlung mit Dienogest/Ethinylestradiol verbessern. Ihr Arzt wird 3-6 Monate nach Behandlungsbeginn und regelmäßig danach entscheiden, ob die Behandlung fortgesetzt werden soll.
  • Bei Fragen und Bedenken wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Informationen für medizinische Fachkräfte:

  • Die Kombination Dienogest/Ethinylestradiol sollte für die Behandlung der mittelschweren Akne dann angewendet werden, wenn geeignete topische Therapien oder eine orale antibiotische Behandlung nicht wirken und sich die Frauen zusätzlich für die Anwendung eines oralen Kontrazeptivums entschieden haben.
  • Daten von zwei Phase III Studien (Studie Nr. A07062 und A28501) mit ca. 2400 Frauen (größtenteils mit mittelschwerer Akne) haben gezeigt, dass Dienogest/Ethinylestradiol wirksamer war als Placebo und mindestens so wirksam wie Ethinylestradiol/Norgestimat und Ethinylestradiol/Cyproteron bei der Behandlung von Akne in Bezug auf Änderungen der Anzahl von entzündlichen Läsionen, der Gesamtanzahl der Läsionen und der Verbesserung der Gesichtsakne gemäß IGA (Investigator’s Global Assessment).
  • Es ist nicht bekannt, wie sich die Wirksamkeit von Dienogest/Ethinylestradiol im Vergleich mit anderen Akne-Behandlungen, d.h. topischen Behandlungen und systemischen Antibiotika, einstufen lässt.
  • Die zurzeit verfügbaren Sicherheitsdaten lassen keine neuen Sicherheitsbedenken erkennen. Jedoch gibt es bis heute nur unzureichende Daten, um das relative Risiko von venösen Thromboembolien (VTE) gegenüber anderen kombinierten hormonalen Kontrazeptiva, die andere Gestagene enthalten, genau zu bestimmen.
  • Unter Berücksichtigung aller verfügbaren Belege, und um Frauen durch die Anwendung von Dienogest/Ethinylestradiol nicht unnötig einem potenziell höheren VTE-Risiko auszusetzen, sollte Dienogest/Ethinylestradiol als Mittel der zweiten Wahl verwendet werden und die Anwendung nur auf Frauen beschränkt bleiben, die sich dafür entschieden haben ein orales Kontrazeptivum zu verwenden.
  • Da eine Verbesserung der Akne üblicherweise frühestens nach einer 3-monatigen Behandlung mit Dienogest/Ethinylestradiol eintritt und weitere Verbesserungen nach 6 Monaten festzustellen sind, sollten Frauen nach Einleitung der Behandlung innerhalb von 3 bis 6 Monaten und regelmäßig danach untersucht werden, um die Notwendigkeit der Weiterbehandlung zu prüfen.

Mehr über das Arzneimittel

Arzneimittel, die Dienogest 2 mg und Ethinylestradiol 0,03 mg enthalten, werden als orale Empfängnisverhütungsmittel und für die Behandlung der mittelschweren Akne verwendet. Sie sind bereits seit bis zu 20 Jahren als „Valette®“ und unter anderen Handelsnamen über nationale Verfahren in den folgenden EU-Mitgliedstaaten zugelassen: Österreich, Belgien, Bulgarien, Tschechien, Estland, Deutschland, Ungarn, Lettland, Litauen, Luxemburg, Polen, Portugal, Rumänien, die Slowakei, Slowenien und Spanien.

Dienogest und Ethinylestradiol sind zwei Arten von Hormonen, ein Gestagen und ein Östrogen. Sie wirken, indem sie die Effekte einer Klasse von Hormonen, genannt Androgene, blockieren. Das verändert die Talgproduktion in der Haut und unterdrückt zudem den Eisprung.

Mehr über das Verfahren

Das Bewertungsverfahren von Arzneimitteln, die Dienogest 2 mg und Ethinylestradiol 0,03 mg zur Behandlung von Akne enthalten, wurde am 25. Februar 2016 auf Ersuchen der Arzneimittel-Agentur (MHRA) des Vereinigten Königreichs gem. Artikel 31 der Direktive 2001/83/EC eingeleitet.
Die Bewertung wurde vom Arzneimittelausschuss der EMA (CHMP) vorgenommen. Die Stellungnahme des CHMP wird nun der Europäischen Kommission vorgelegt, damit diese einen endgültigen, für alle EU-Mitgliedstaaten geltenden, rechtsverbindlichen Durchführungsbeschluss erlässt.

26.02.2016 - Start des Verfahrens

Das BfArM informiert über die Einleitung eines europäischen Risikobewertungsverfahrens zu Dienogest 2 mg und Ethinylestradiol 0,03 mg zur Behandlung von Akne. Diese Arzneimittel sind in europäischen Ländern als Kontrazeptiva und zur Behandlung mittelschwerer Akne bei Frauen nach Versagen von geeigneten lokalen Behandlungen erhältlich.

Das Risikobewertungsverfahren wurde auf Antrag der Arzneimittelbehörde des Vereinigten Königreichs (MHRA) aufgrund von Bedenken eingeleitet, dass der Nutzen von Dienogest und Ethinylestradiol zur Behandlung von Akne bisher nicht hinreichend belegt worden sei.

Ferner befürchtet die MHRA, dass das Risiko venöser Thromboembolien (VTE) für diese Kombinationsarzneimittel nicht ausreichend charakterisiert wurde, zumal alternative Behandlungsoptionen zur Therapie von Akne verfügbar sind.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) wird nun alle verfügbaren Daten dieser Kombinationsarzneimittel zur Behandlung von Akne einer umfassenden Nutzen-Risiko-Bewertung unterziehen und eine Stellungnahme dazu abgeben, ob die Zulassungen erhalten bleiben können, verändert, ausgesetzt oder widerrufen werden müssen.

Für die Dauer dieser Überprüfung sollten Patientinnen mit Aufklärungsbedarf ihren Arzt oder Apotheker konsultieren.

Die Begutachtung nach Artikel 31 der Richtlinie 2001/83/EG wird vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) durchgeführt. Im Anschluss wird die Europäische Kommission eine rechtlich bindende Entscheidung für alle EU-Mitgliedstaten treffen.

Weitere Informationen

Details zu dem Verfahren können unter folgendem Link bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) abgerufen werden:

Dienogest / Ethinylestradiol containing medicinal products indicated in acne

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